Freitag, 30. Oktober 2009

10 Gründe, warum 2/3 der Schweizer Haushalte zu Miete wohnen

Meiner Meinung nach lassen sich höchstens vier Gründe ökonomisch vertreten.
  1. Viele Schweizer Haushalte können sich ein Eigenheim nicht leisten. Boden ist knapp und die Immobilienpreise hoch.
  2. Die Kreditvergabepolitik der Banken ist restriktiv. 
  3. Die Eigentumsquote wird vom Bundesamt für Statistik falsch gemessen bzw. unterschätzt.
  4. Die Schweiz ist überdurchschnittlich verstädtert; deshalb ist die typische Form von Eigentum - das Einfamilienhaus - rar.
  5. Bis 1965 war Stockwerkeigentum nicht erlaubt. Heute noch wirkt dieses Verbot nach. 
  6. Im Gegensatz zu anderen Ländern ist der hiesige Mietmarkt wenig reguliert. Man kann Mietwohnungen guter Qualität finden.
  7. Präferenzen - Schweizer wollen mieten.
  8. Eigentum wird kaum steuerlich bevorzugt.
  9. Die Schweizer sind sehr mobil. Darum möchten sie sich nicht fest binden. 
  10. Pensionskassen sind in der Schweiz wichtige Investoren. Deshalb haben wir ein gutes Angebot an Mietwohnungen. 

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Gratis parkieren - gibt es sowas?

Vor einem paar Tagen habe ich mich kritisch über die aus ökonomischer Sicht dubiosen Aussagen einer Gruppe von Zürcher Gewerbetreibenden zum Thema Parkplätze geäussert. Ich kann jetzt auf das Gegenbeispiel einer hervorragenden Analyse hinweisen, The High Cost of Free Parking von Donald C. Shoup, Ökonom an der University of California in Los Angeles und der weltweit grösste Experte zum Thema Parkplatzökonomie.

Mittwoch, 28. Oktober 2009

5,6% leer stehende Wohnungen in Zürich...

Die Leerwohnungsziffer misst den Anteil der leer stehenden Wohnungen am Bestand aller Wohnungen. Ihre Aussagekraft ist umstritten, dennoch wird sie in der Stadt Zürich seit über 100 Jahren erfasst. Sie ist also eine der wenigen Statistiken des Immobilienmarktes, die über einen langen Zeitraum erhoben wurde. Anbei die Grafik, vorläufig ohne Kommentar.

Gut gemeint

Edie: Of course I believe in evil - I work in real estate.

Sonntag, 25. Oktober 2009

Freude am Pendeln (1)

Wöchentliche Lese- und Hörtipps (26.10-1.11).
Robert H. Frank, The Economic Naturalist - In Search of Explanations for Everyday Enigmas, Basic Books, 2007.
Georges Perec, Espèces d'espaces, Galilée, 1974/2000.
Mike Munger und Ross Roberts, Giving Away Money: An Economist's Guide to Political Life, Econtalk Podcast, 2006.

Freitag, 23. Oktober 2009

Verkehrspolitik ist auch Raumplanung

Was ich gestern bei der spannenden Avenir Suisse Tagung "Zwischen Planung und Markt - Anreize der Siedlungsentwicklung" gelernt habe:

1. Raum- und Verkehrspolitik hängen voneinander ab. Praktisch alle Referenten erachten die zu billige – weil massiv subventionierte – Mobilität als den zentralen Treiber der "Zersiedlung" in der Schweiz.

2. In der Schweiz ist die Raumplanung "pretty relaxed" (sprich: sie schreibt wenig vor) im Vergleich zur äusserst restriktiven Praxis in Grossbritannien. Die strenge Regulierung ist mit Sicherheit ein entscheidender Grund für die hohen Immobilienpreise in London.


3. Viele der oft zitierten Ursachen der Zersiedlung, allen voran die fehlende Überwälzung der marginalen Infrastrukturkosten (Kanalisationen, Strassen usw.) in den Agglomerationen spielen eine vernachlässigbare Rolle.

4. Die Haushalte haben eine relativ tiefe Zahlungsbereitschaft für "open space" (intakte Landschaften), wenn diese sich weiter weg als wenige Kilometer von ihrem Wohngebiet befinden. Die Schätzungen -- und Meinungen -- gehen hier weit auseinander.

Bei Gelegenheit werde ich auf die Inhalte der interessantesten Referate im Detail eingehen.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Wird Boden "nachhaltig" genutzt?

Ein Thema für die Praktiker unter meinen dreissig (drei?) Lesern*: Nehmen wir hypothetisch an, Sie möchten ein Grundstück von 2000 Quadratmetern in einer Einfamilienhauszone überbauen. Wie gross sollten die einzelnen Parzellen sein?
Was rentiert mehr? 10 Häuser @ 200 m2 oder 5 @ 400 m2? Ein Haus mit einer grösseren Grundstücksfläche lässt sich zwar teurer verkaufen, auf einer gegebenen Fläche können Sie jedoch weniger Einheiten bauen. Wo liegt das Optimum?

Montag, 19. Oktober 2009

500'000 für einen Parkplatz - kann es sein?


In Zürich (wie anderswo) ist die Frage nach der "richtigen" Anzahl Parkplätze in der Innenstadt ein Dauerthema der lokalen Politik. Eine Gruppe von Zürcher Gewerbetreibenden glaubt die Antwort gefunden zu haben. Laut ihrer Einschätzung kostet jeder abgebauter Parkplatz 500'000 Franken pro Jahr. Die Summe entspricht dem durchschnittlichen Umsatz, den ein Parkplatz in den Läden der Innenstadt generiert.

Die Rechnung der Gewerbetreibenden geht aus mindestens drei Gründen nicht auf.

Willkommen zum Blog "Der Stadtökonom"

Dies ist mein erster Blog-Eintrag und somit der Beginn eines kleinen Experimentes. Ich nehme mir vor, während eines Jahres (mehr oder weniger) täglich zu Themen auf dem Schnittpunkt zwischen Ökonomie, Stadtentwicklung und Alltagsleben zu berichten; kurzum über alles, was mir, als selbst ernannter urban economist, in den Sinn kommt.

Der damit eingegrenzte Markt dürfte nicht allzu gross sein -- die Leserschaft ebenfalls.