Donnerstag, 17. Dezember 2009

Taxis, die Spass machen

Taxifahren in BsAs kostet 8 bis 10 Mal weniger als in Zürich. Eine halbstündige Fahrt quer durch die Stadt kostet umgerechnet 5 bis 7 Franken. Der Grund liegt nicht nur in den tiefen Löhnen der Taxifahrer (laut CIA Factbook sind die Löhne in der CH im Durchschnitt 4 Mal höher als in Argentinien). Taxis sind hier einfach allgegenwärtig. Nachts machen sie sogar den grössten Anteil des innerstädtischen Verkehrs aus. Meine Hypothesen, die ich hier zum testen anbiete:

  1. Das Angebot an Taxis ist nicht sonderlich rationiert. Der Markt spielt.
  2. Der Markt darf spielen, weil die Alternative (=die Busse bzw. Colectivos) ebenfalls in privater Hand ist.
Wenn das Buswesen in öffentlicher Hand wäre, hätte die Stadt einen Anreiz, das Taxiangebot zu rationieren. Damit könnte sie "ihre" Transportmittel fördern. Kennt jemand Gegenbeispiele von Städten mit liberaler Taxiordnung und gutem ÖV? Und überhaupt: lässt sich die Begrenzung der Anzahl Taxis in einer Stadt ökonomisch rechtfertigen?

Samstag, 12. Dezember 2009

Ab in die Pampa!

Der Stadtökonom zieht für zwei Wochen ohne Computer aufs Land. In der Zwischenzeit überlasse ich die Seite Eure Kommentare. ¡Que se vayan bien!

Mittwoch, 9. Dezember 2009

BsAs vs Chicago 0:1

Chicago und Buenos Aires haben viele Gemeinsamkeiten. Beide Städte waren Agrarmetropolen, Zentren der Fleischverarbeitung und des Getreidehandels. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Bevölkerung dank Einwanderung stark zu. Chicago war die Wiege des Jazz, BsAs jene des Tangos. Doch ab ca. 1920 trennten sich die Wege; Chicago wurde immer reicher, BsAs blieb zurück. Warum?
In einem neuen Paper untersuchen Ed Glaeser und Felipe Campante (beide Harvard U) eine Reihe von möglichen Erklärungen. Entscheidend für die divergierende Entwicklung war das unterschiedliche Bildungsniveau der Migranten und die Wechselwirkung zwischen Bildung und Politik. Als kleine Kostprobe sei hier auf die schöne Tradition des voto cantado hingewiesen, welche bis 1912 in Argentinien herrschte. Bis dann hatte die Stimmabgabe im Wahllokal verbal zu erfolgen...
Weiter stellen die Autoren die negativen Effekte dar, welche aus der Konzentration von Macht und Bevölkerung in der Hauptstadt Argentiniens folgten. Heute noch kann eine gut organisierte Demonstration in der Capital Federal das ganze Land lahmlegen. Dies macht jede Regierung auf die Partikularinteressen jener Gruppen empfindlich, die besonders effizient Strassenblockaden errichten können.

Samstag, 5. Dezember 2009

Die Rustici von Detroit

Der Blog The Urbanophile – quasi ein Kolleg – berichtet eindrücklich vom langsamen Absterben der Stadt Detroit, Hauptstadt der ehemals florierenden US-Autobranche. Wo vor fünfzig Jahren ein dichtes Einfamilienhausviertel war, steht heute eine Streusiedlung mit den weit auseinander liegenden Resten der ursprünglichen Bebauung. In weiten Teilen Detroits liegen die Baukosten über den Immobilienpreisen; der Boden ist wertlos und die Immobilienpreise fallen, langsam aber stetig, mit der Abnutzung der Bausubstanz. 
Eine für Schweizer Verhältnisse undenkbare Situation? Wer gerne wandert, kann die Spuren eines ähnlichen Phänomens, das sich in gewissen Seitentälern des Tessins abspielte, heute noch beobachten.

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Grosse Probleme mit dem Kleingeld in BsAs

Sind die Busse – Colectivos, auch Bondi genannt – Schuld an der grossen Münzknappheit, die in Buenos Aires herrschte? Die Krise ist deutlich weniger akut als vor einem Jahr (Einheimische berichten). Damals waren die Porteños bereit, eine halbe Stunde Schlange zu stehen, um das Wechselgeld von 5 Pesos (Fr. 1,30) zu erhalten. Die grössten Banknoten waren für den alltäglichen Einkauf beinahe wertlos. Da die Colectivos grosse Münzbezieher sind, wurden sie der Hortung verdächtigt. Doch die Colectivos erzielen einen Umsatz von ca. CHF 500 Mio. pro Jahr, was nur wenige Prozente des Münzbestandes ausmacht.
Wie kommt es zu einer Münzknappheiten? Der Ökonom Carlo Cipolla identifizierte drei Grundregeln der korrekten Münzversorgung:  
  1. Der Nennwert der Münzen muss deutlich über ihrem Metallwert liegen.
  2. Die Versorgung muss zentral geregelt werden.
  3. Der Umtausch mit der Geldeinheit muss stets gewährleistest sein.
 In Argentinien dürfte eher eine Verletzung der ersten Regel für die Knappheit verantwortlich gewesen sein. Das mangelnde Vertrauen der Bevölkerung in ihrer Zentralbank, die erwartete Inflation und die hohen Metallpreise der letzten Jahre dürften viele Argentinien zur Hortung der Münzen angeregt haben. Mit den nachlassenden Rohstoffpreisen endete die akute Phase der Münzknappheit - zur Erleichterung der Strassenkünstler von San Telmo.