Freitag, 30. Juli 2010

Energieeffizenz - Optimum in der Schweiz bereits erreicht?

In der Schweiz wurden seit 1998 fast 17'000 Gebäude nach dem Minergie-Standard gebaut. Das entspricht ca. 1 Prozent des Gebäudebestandes. Was nach wenig tönt, ist in der Tat im internationalen Vergleich eine Spitzenleistung. Laut dem English House Survey genügten 2008 gerade 0,3 Prozent der englischen Gebäude dem Energiestandard A oder B. Zum Vergleich: Minergie entspricht in etwa der Kategorie A. (Die Grenze zum Rating B liegt bei einem Energieverbrauch von 32 kWh pro Quadratmeter und Jahr. Der Minergiegrenzwert liegt bei 38 kWh). Vergleicht man Minergie mit dem US-Rating LEED ist der Unterschied noch grösser. Die Dichte der Minergiegebäude ist in der Schweiz rund 300 Mal höher als die entsprechende LEED-Dichte.
Die Unterschiede sind derart gross, dass man sich als Ökonom fragen muss, ob die Schweiz nicht bereits zu viele Ressourcen für die Energieeinsparung verbraucht. Diese Frage stellt sich insbesondere bei Sanierungen, weil diese von der öffentlichen Hand zum Teil stark subventioniert werden. Die Stiftung Klimarappen, die Massnahmen für den Klimaschutz unterstützt, gab durchschnittlich 689 Franken aus, um bei Gebäudesanierungen die CO2-Emissionen um eine Tonne zu senken. Die sozialen Grenzkosten einer Tonne CO2 liegen schätzungsweise bei 50 Franken, wobei diese Schätzung mit einer grossen Ungenauigkeit behaftet ist. Doch die Frage, ob wir mit der guten Absicht, Energie einzusparen andere knappen Ressourcen verschwenden, ist berechtigt.

Montag, 19. Juli 2010

Der Boden ist knapp, die Arbeit ist knapper

Wer ein Buch eines klassischen Ökonomen à la Smith, Ricardo, Mills oder Marx öffnet - lesen wäre zu viel verlangt -, merkt sofort, dass auffallend viele Seiten dem Thema Boden gewidmet sind. So findet sich bereits im zweiten Kapitel von David Ricardos Meisterwerk "On the Principles of Political Economy and Taxation" (1817) eine ausführliche Diskussion der Bodenrente. Wie Martin Wolf, Chefökonom der Financial Times, kürzlich in einem Artikel bemerkte, sucht man in den modernen Ökonomielehrbüchern vergebens Referenzen dazu. Heute wird die Produktion als blosse Funktion von Arbeit, Kapital und Wissen dargestellt. Der Faktor Boden wird nicht mal erwähnt. Warum das, fragt Wolf?

Meine Antwort ist folgende: Sogar in der kleinen Schweiz hat Boden als Produktionsfaktor relativ zum Faktor Arbeit stark an Bedeutung verloren. So stellt das Einkommen aus Vermietungen nur einen kleinen Teil des Volkseinkommens dar (leider finde ich die genaue Zahl nicht mehr.) Der reine Bodenanteil macht zudem bloss ca. ein Viertel dieses Betrages aus - der Rest wird für Wände, Küche und Komfortlüftung ausgegeben. Weiter hat die Bedeutung der landintensivsten Produktion -- die Landwirtschaft -- seit der Zeit der Klassiker kontinuierlich abgenommen. Der Engpass ist nicht mehr der Boden, es sind die Arbeitskräfte.
Dieses Muster gilt plus/minus für alle entwickelten Volkswirtschaften (hier ein Paper zur Lage in den USA). Es kann gut sein, dass sich die Situation in Zukunft ändern wird und Boden - wie von Wolf vorhergesagt - ein Comeback feiern wird. Die Lehrbuchautoren werden aber genug Zeit haben, die neuen Auflagen sorgfältig vorzubereiten.

Dienstag, 13. Juli 2010

Florierender Zürcher Schwarzmarkt

Nein, es geht nicht um Drogen, sondern um das grassierende Phänomen der Untervermietung. In diesem Artikel des Tages Anzeiger kann man nachlesen, was passiert, wenn die Kostenmiete die Anpassung der Mieten am Marktniveau verhindert.

Samstag, 10. Juli 2010

Die Alternative zu Minergie: Wohnen in Locarno

In den Diskussionen rund um das Thema "nachhaltiges Bauen" wird gerne vergessen -- insbesondere an einem Hitzetag wie diesem --, dass der Energiebedarf für Raumwärme stark von der Differenz zwischen der Innen- und der Aussentemperatur abhängt. 
Bei gegebenen Wärmeverlusteingenschaften eines Gebäudes führt eine Verdoppelung der Differenz zwischen Innen- und Aussentemperatur (zB. von 6 auf 12 °C) zu einer Verdoppelung des Energieverbrauchs.
 
Wie die folgende Abbildung zeigt, sind in der Schweiz die regionalen Temperaturunterschiede beträchtlich. So beträgt in Davos die mittlere Temperaturdifferenz an einem Heiztag 15 °C. Das sind fast 10 °C mehr als in Lugano.

Viele assoziieren den Alpenraum mit "Nachhaltigkeit". Doch, was das Heizen anbelangt, liegen die Ticinesi klar im Vorteil.

Donnerstag, 1. Juli 2010

Corine Mauch gewinnt All-Pay-Auction!

Heute fand die erste Vorstellung von "Graumarkt" statt, eine kurze Präsentationsreihe zum Thema Spekulation im Rahmen der Feste für die 20 Jahre des Theaters Gessnerallee in Zürich. Am Anfang meines Vortrages führe ich eine All-pay-auction (auch Tullock-Lottery genannt) durch. Die Gewinnerin der ersten Auktion war keine Geringere als die amtierende Stadtpräsidentin von Zürich, Corine Mauch! Sie bot 10 Franken um 10 Franken zu erhalten. Die Auktion war ein Erfolg - der Stadtökonom sammelte insgesamt 18 Franken ein. Die All-pay-auction wird als Modell für die Funktionsweise von politischen Märkten verwendet. Kein Wunder, dass die Stadtpräsidentin dabei gewann.