Mittwoch, 9. Dezember 2009

BsAs vs Chicago 0:1

Chicago und Buenos Aires haben viele Gemeinsamkeiten. Beide Städte waren Agrarmetropolen, Zentren der Fleischverarbeitung und des Getreidehandels. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Bevölkerung dank Einwanderung stark zu. Chicago war die Wiege des Jazz, BsAs jene des Tangos. Doch ab ca. 1920 trennten sich die Wege; Chicago wurde immer reicher, BsAs blieb zurück. Warum?
In einem neuen Paper untersuchen Ed Glaeser und Felipe Campante (beide Harvard U) eine Reihe von möglichen Erklärungen. Entscheidend für die divergierende Entwicklung war das unterschiedliche Bildungsniveau der Migranten und die Wechselwirkung zwischen Bildung und Politik. Als kleine Kostprobe sei hier auf die schöne Tradition des voto cantado hingewiesen, welche bis 1912 in Argentinien herrschte. Bis dann hatte die Stimmabgabe im Wahllokal verbal zu erfolgen...
Weiter stellen die Autoren die negativen Effekte dar, welche aus der Konzentration von Macht und Bevölkerung in der Hauptstadt Argentiniens folgten. Heute noch kann eine gut organisierte Demonstration in der Capital Federal das ganze Land lahmlegen. Dies macht jede Regierung auf die Partikularinteressen jener Gruppen empfindlich, die besonders effizient Strassenblockaden errichten können.
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